Big Tech + Big Oil = Mega-Umweltdesaster

Der Tag fing heut ganz harmlos an. Eine Freundin schickte mir einen Artikel, der die Zusammenarbeit zwischen Microsoft und Chevron beleuchtete.

Variierte Collage, 1. s. Post: Was ist KI? Kapitalismus 4.0 Initiative

Artwork: yuyun  CC BY-NC-SA

Spontan entschied ich mich, einen weiteren Post zum Gebaren des Tech-Riesen zu machen. Die Infos waren einfach mal wieder eine Reaktion wert.

+49 271 54 61 512 – telefonische Abzocke durch angeblichen Microsoft-Mitarbeiter

Also ran an den Rechner, Windows hochgefahren und los. Kaum lagen die Hände startklar auf der Tastatur, klingelte das Telefon: Microsoft, USA am Apparat (angezeigte Nr: Dtl. / Siegen). Eine asiatisch-englisch sprechende Stimme informierte mich, dass mein Rechner einen gravierenden Bug habe. Er, der Microsoft-Mitarbeiter sähe das an meiner Licence-ID. Wie die denn laute, fragte ich hoch alarmiert. Die irritierende Antwort: das könne er nicht sagen. Der Vorgesetzte (stimmlich gleiches Alter) wurde zu Rate gezogen. Der versuchte mir mit Hilfe steigender Aggression nahe zu legen, dass mein Rechner ernsthaft Viren produziere. Nach einigem Hin-und Her rückte er mit der ID raus. Sie lautete: 32. Die Nummer hatte ich leider noch nie gesehen, obwohl ich aus den Tiefen des Systems schon so einige Zahlenkombis ausgebuddelt hatte. Schlussendlich schnauzte er: mein Rechner sei schrottreif und fahre nie wieder hoch. Das Lachen würde mir schon noch vergehen. Na dann…

Jetzt hatte das Leben seinen Einsatz. Ich sah es quasi, sich vor Lachen den Bauch halten: Mein Rechner schaltete sich tatsächlich ab. Unsicherheit und Zweifel krochen aus ihren Löchern – aber: „Glück“ gehabt! Mein Arbeitstier ließ sich klaglos wieder hochfahren. Auf seinem Desktop prangte eine Fehlermeldung. Sie erklärte mir: Bluescreen. Tja…die kannte ich schon – eben Microsoft. Dem Konzern lässt sich vieles unterschieben, am Telefon angepampt zu werden, nicht. Dumm ist, die Verbraucherzentrale schlägt vor, alle relevanten Passwörter zu ändern – aber das schadet ja nie.

Big Tech lässt Big Oil boomen

Vom speziellen Humor des Lebens zurück zum eigentlichen Post-Anlass. Der Artikel aus dem Logic Magazine berichtet über Microsofts neuesten Business-Coup. Der angehende Cloud-Gigant dient seine Dienste dem klassischen Ölgewerbe an. Was soll frau dazu sagen? Irgendwie schwante mir so was, als sich ein PR-Team aus Redmond im Februar aufmachte, in Berlin KI-Projekte zum Wohle des Planeten zu verkaufen.
Die neue Info besagt nun: Big Tech lässt Big Oil nochmal richtig boomen. „KI“- und ML-Algorithmen machen`s möglich. Beheimatet sind sie auf den temporär buchbaren Serverkapazitäten der Azure-Wolke – praktischer geht’s nicht.

Neben dem erleichterten Überblick über Ölvorkommen wünscht sich die Chefetage von TCO einen besseren Zugriff auf die Mitarbeiter – natürlich nur zu ihrem Besten. Zero Cool, der unter Pseudonym schreibende Microsoft-Mitarbeiter, fühlte sich anscheinend nicht wohl bei diesen Anfragen. Ihn plagte jedoch der Eindruck, er könne leider nichts gegen die Wünsche tun. Denn: Big Business ruft; und die Richtung ändern können ja nur die obersten Etagen. Sein Fazit: The show must go on.Was die hemmungslose Ölförderung erzeugt, lässt sich nahtlos im Production-Gap-Report weiter lesen. Der geht davon aus, dass bis 2030 50% zu viel fossile Brennstoffe für das angepeilte 2°-Ziel produziert werden. Das ist damit wohl so ziemlich erledigt. Lässt sich nur hoffen, dass der umsatzsteigernde Algorithmen-Einsatz auf wohltemperierten Servern im Bericht schon berücksichtigt ist. Sonst winken uns sicher noch weit höhere Prozentzahlen.

Chevron fördert, als gäbe es kein Morgen

Was Öl-Tycoone auch ganz ohne Big-Tech-Cloud-Einsatz hinkriegen, zeigt die aktuelle Lage in den Fördergebieten Karachaganak, Tengiz und anderen. Die ist haarsträubend. Die Luft war schon 2014 gefährlich. Menschen erkranken. Es regnet schwarzen Schnee. Die Störe sterben aus. Aber natürlich achtet Chevron die kasachischen Umweltgesetze. Oder nicht? Schon gegenüber Ecuador hat der Konzern seine Ignoranz wacker verfochten.

Gemeinsam mit dem Tech-Giganten Microsoft lässt sich nun die Fördermenge der Umweltschäden evt. nicht nur erhöhen, sondern vielleicht sogar potenzieren. Zu wünschen ist uns das nicht.

 

Kollage, Bild Credits: Hintergrund / Amazonas: Julien Gomba / im Hospital / dunkler Schnee / Störfang: Reuters