form:f goes Open Source. Die Arbeitsumgebung passt sich dem Projektthema von digital.bike.23 an. Und der Blog wird mich auf meinem Weg dorthin begleiten.
Aber warum das ganze Theater? Warum nicht einfach auf die „Cloud“ zurückgreifen?
Die kunterbunte Server-Welt
Der Großteil von digital.bike.23 entsteht – ein Blick auf den Projekttitel zeigt´s – am Rechner. Natürlich ist viel Datentransfer angesagt. Eine Cloud und genug Rechenkapazitäten sind ein Must für das Projekt. Nun betreiben beispielsweise Facebook und Google Rechenzentren am Polarkreis. Microsoft testet Server-Stacks im Golfstrom. Und der wichtigste Infrastrukturanbieter ist mit AWS ausgerechnet Amazon. Auch deutsche Unternehmen schneiden sich ihren Teil von großen Business-Kuchen ab. Während hierzulande allerdings eher von „Colocation“-Diensten profitiert wird, gehört die relevante Hard- und Software mehrheitlich den üblichen Verdächtigen. Die Serverfarmen selbst sind zwar kunterbunt über den Globus verteilt. Die Headquarter der Serviceanbieter unterliegen aber bekanntlich fast ausschließlich US-amerikanischem Recht.
David gegen Goliath?
Klimaschädigende und rechtlich fragliche Datenlagerung bei Datenkraken? Kann das wirklich die Lösung sein? Umweltschonend und Open Source – diese Guidelines sind die Grundbedingungen für digital.bike.23. Geliehener Serverplatz von kapitalgetriebenen Großkonzernen widerspricht daher der Projektidee grundlegend.
Natürlich ließe sich anführen: naja, so ein winziges Projekt, was soll das schon ändern? Die Weltrevolution bricht es sicher nicht vom Zaun. Wozu der ganze Stress, wenn doch besonders AWS seine Dienste quasi gratis offeriert? Andererseits: Ist ein kleines Projekt nicht besonders prädestiniert für eine eigene Infrastruktur? So viel braucht es ja schließlich nicht: Rooter, Server, Rechner, Drucker, Cloud und mobile Devices. Das ist doch überschaubar… und vielleicht setzt ja ein Schmetteringseffekt ein.
Open Source meets kurze Datenwege: Home sweet Home!
Also mache ich ab jetzt Nägel mit Köpfen. Ein Linux-Rechner und -Server muss her, ein Open-Source-Phone und die selbst gehostete NextCloud. Die schlägt zwei Fliegen mit einer Klappe: die Datenwege verkürzen sich und kosten weniger Strom. È violà: das Projekt steht auf soliden Open-Source-Füßen. Apropos: die passenden Strom-Anbieter sind natürlich Pflicht – die die es wenigstens mal probieren mit Erneuerbar.
Miete meets Kapitalanlage: Home sweet Home?
Während mein Kopf beginnt, um das „Housing“ der Daten und digitalen Tools zu rotieren, demonstrieren draußen Tausende gegen den „Mietenwahnsinn“. Nicht nur Daten, vorallem Menschen brauchen ein Zuhause, in dem sie sich sicher und wohl fühlen können. Die Themenparallelität ist frappierend. Inhumane Mietvorstellungen von Immobilien-Konzernen und sich tapfer wehrende Mieter:innen gehen nicht spurlos an mir vorbei.
Es ist abgefahren: je kostengünstiger der digitale Raum und je dichter dessen Vernetzung, desto teurer der reale Raum und desto massiver seine Entflechtung. Beide Themenkomplexe beschäftigen mich. Virtuell vertrauensvoll vernetzt sein mit geteilter Software und sich real aktiv abgrenzen in Gated Communities, zurückgezogen ins vermeintlich Private? Wie passt das zusammen? Wie kommt es, dass diese konträren Bewegungen zur gleichen Zeit jeweils in unglaublicher Intensität stattfinden?
Die Idee entstand, beide Themen kontrastierend und interagierend nebeneinanderher zu stellen.
Die Visuals drehen sich um das Thema „Wohnen“ in unterschiedlichen Facetten. Während die Texte der kommenden Posts überwiegend Netzaufbau, d.h. Linux, NextCloud, Smartphone-OS und Co. behandeln werden.
Und welche:r weiß: vielleicht bekommt die/der ein:e oder andere ja selbst Lust, ein offenes Netz aufzubauen…
Post reviewed: 18. Sept. 2019 +2.Juni 2020 // Lizenzen: Fotos + Text: CC BY-SA