ThingCon Unconf & Anatomy of AI

Anatomy of AI Grafics by Vladan Joler and Kate Crawford

Die Komplexität der Herstellung von „KI“ haben Vladan Joler und Kate Crawford am Beispiel von Amazon Echo sehr anschaulich dargestellt. Hier handelt es sich nicht um Intelligenz, sondern um Algorithmen, die Muster erkennen und auswerten. Schon der Vorgang ist unglaublich komplex und hat sehr viel mit menschlicher Arbeit zu tun. Wieviel mehr Arbeit steckt in dem Vorgang, bevor echte Intelligenz entsteht? Und wieviel Energie wird beim Entstehungsprozess und beim Einsatz gebraucht? Diese Fragen lassen sich nicht leicht klären.

Unkomfortabele Unconf

Daher in der Zwischenzeit was Anderes – sehr Spannendes: Am 24.Mai veranstaltete ThingsCon die Unconf in Berlin, eine der wenigen Konferenzen, die sich kritisch mit dem Thema IoT auseinandersetzt. Ich war dabei. Klar, immerhin geht es bei digital.bike.23 darum, raus zu finden, wie sich auch der im Internet of Things präsente Teil des Fahrzeugs human centered entwickeln lässt.

Es traf sich eine kleine feine Gruppe, die sich schon seit längerem mit dem Thema befasst und für die viele Fragen schon alte Hüte sind. Diese Selbstverständlichkeit, mit der über die dauersendenen Geräte gesprochen wurde, war für mich total neu. Verblüffend war vor allem: Ist schon KI nicht in allen Teilen der Gesellschaft angekommen, ist es IoT noch weniger. Trotzdem gibt es schon Expert*innen, für die kaum etwas neu ist.

Müll-Massenproduktion durch IoT

Eine Frage, die mich ziemlich umgehauen hat, war die: wie lassen sich digitale Produkte nachhaltig gestalten? Wie kann man Hersteller dazu bringen, längere Zeit Software-Updates für ihre Produkte zu liefern? Aktuell daten Konzerne ihre Produkte ca. zwei bis drei Jahre ab. Danach können Echo und Co. eigentlich weggeschmissen werden – auch wenn die Hardware noch funktioniert. Sie sind dann im IoT so unsicher, dass sie tunlichst entsorgt werden sollten. Wie lassen sich also Hersteller dazu bewegen, 10-12 Jahre Updates anzubieten?

Gehen tut das sicher. Ein gutes Beispiel dafür ist Windows XP. Offiziell wird das Betriebssystem schon ewig nicht mehr supportet. Inoffiziell schon, denn große Firmen arbeiten noch damit. Microsoft will sich einfach nicht leisten, diese Kunden zu verlieren, also datet der Konzern tapfer weiter up. Das lässt sich auf andere Bereiche übertragen: Kund*innen kaufen einfach nur Geräte, bei denen der Hersteller lange Update-Zeiten gewährleistet.

Trustmark für IoT-Produkte

P. Bihr, der mit Mozilla am Trustmark für IoT-Produkte gearbeitet hat, erklärte: Ein Trustmark ließe sich aktuell überhaupt nicht einführen, wenn auch noch versucht würde, Hersteller von langer Software-Lebensdauer zu überzeugen. Schon so sei es schwierig genug, sie zu animieren, kund*innenfreundliche Produkte zu entwickeln.

Dumm ist: Fehlt die Abteilung Software-Lebensdauer, sieht es einmal mehr wirklich flau aus mit Digitalisierung und Nachhaltigkeit. Dabei ist die doch aber ein beliebtes Marketing-Argument.

Steigert die Lebenszeit von Kühlschränken!

Übrigens: ich war eigentlich davon ausgegangen, dass Produkte wie Kühlschränke oder Thermostate noch länger als 10-12 Jahre halten sollten. Das wäre einfach vorteilhaft für unsere Umwelt. Den Vorschlag werde ich dann zu gegebener Zeit in die passende Kommission einbringen. Erstmal arbeiten wir an 10-12 Jahren Hard- und Software-Haltbarkeit. Die Möhre sollte ja nicht unerreichbar hoch hängen.

kein Smartphone = keine Heizung

Spannend waren für mich auch andere Probleme, die seit Neuestem auftreten. Jemand beklagte sich beispielsweise, dass sein Thermostat runter fährt, wenn er selbst aus dem Haus geht, seine Tochter aber zu hause bleibt. Das Problem ist eigentlich verständlich: der intelligente Thermostat weiß einfach nicht, dass die Tochter da ist. Sie möchte kein Smartphone haben. Wie soll der Fühler also erkennen, dass jemand im Hause ist? Vielleicht einen Sensor mehr einbauen? Dann kann die Tochter ab und zu dem Sensor ein Tänzchen vorführen. So hat sie gleich das Thema Sport und Gesundheit mit abgeharkt.

Die Schusseligkeit von Herstellern

Oder die Sache mit den OfO-Bikes 2018: Der Aufstieg und Fall des Leihradriesen OfO passierte quasi in Lichtgeschwindigkeit. Das ist aber nur ein Nebenschauplatz, wenn auch ein sehr mülllastiger. Interessant war: das Bike ließ sich unglaublich schnell „Hacken“. Der Hersteller hatte vergessen den PIN-Code zu aktivieren.