Connected Mobility: Tech heiratet Automotive

…und jetzt die Königsdisziplin: die autonomen Selbstbeweger (Automobile). Das Thema, das die Industrien ernsthaft vorwärts treibt.

Tech heiratet Automotive - Netzdiagramm: Darstellung der Involviertheit der AV-Player____by yuyun, form:f - critical design

Relationship Diagram: yuyun   CC BY-NC-SA

Das, das die Tech-Giganten an den Verhandlungstisch mit den Automotivekonzernen zwingt. Die Zukunft war gestern. Das ganze große Bits & Bytes-Casino ist heute!

Getting started

Es ist schwer, das Thema gegriffen zu kriegen. Es scheint wabernd, groß und komplex. Wie auch nicht? Geht es doch immerhin um die Digitalisierung von Bewegung. Nicht irgendein Gegenstand wird in Bits und Bytes transferiert, sondern das gesamte Thema Mobilität. Ein Digital Twin reicht hier nicht. Auch nicht die Vernetzung eines Objekts (oder Maschine) mit anderen und (oder) Menschen. Nein, hier geht es um mobile Objekte, die sich in einem „chaotischen“ Umfeld selbst bewegen müssen. Und das ohne zusätzliches Chaos zu verzapfen, oder versehentlich Menschen oder Tiere umzubringen. Eine ganze digitale Twin-Welt aus Daten aller Couleur (Vision, Video, Audio, etc. etc.) will erschaffen werden. Das ist extrem komplex. Unglaubliche Datenmengen und aufwändiger Um- und Ausbau der Verkehrsinfrastruktur sind unvermeidbar.

Kollage verschiedener AVs

Collage: yuyun + images: Bloomberg*   CC BY-NC-SA

Ungebrochener MIV- und Führerscheintrend

Erschwerend kommt hinzu: es geht um das ungeschlagene Lieblingsfortbewegungsmittel – das Auto. In Deutschland ist der Trend zum Führerschein ungebrochen; entgegen anderer Hoffnungen auch bei jungen Leuten. Immer noch steigt der PKW-Anteil (MIV) am Verkehrsaufkommen (Pdf) und hinterlässt einen ungünstigen Modal Spit. Nebenher sinkt die Zahl der Mitfahrer:innen. Der PKW ist eines der Themen, das Emotionen in Wallung bringt. Hierzulande nicht mehr ganz exzessiv, denn das vierrädrige Zusatz-Zuhause begleitet uns schon einige Generationen. Für Menschen in sich industrialisierenden Ländern ist ein Auto dagegen ein begehrenswerter Hauptgewinn. In Staaten wie China boomt der Markt, denn endlich können sich viele den vierrädrigen Komfort leisten.

Kein Wunder also, dass riesige Industrieimperien entstanden sind. Die zudem eine starke Lobby bilden. Zu deren Arbeitsergebnissen gehören hierzulande die Verbreitung von Sätzen wie: „Jeder siebte Arbeitsplatz ist (in)direkt verbunden mit der Automobilbranche„. Und glaubt man/frau dem BMVI ist die Automotivebranche unser umsatzstärkster Industriezweig.

Tech heiratet Automotive - Netzdiagramm: Darstellung der Branchen der AV-Player____by yuyun, form:f - critical design

„Industries“, Relationship Diagram by yuyun   CC BY-NC-SA

Gigantische Investments

Und nun ist unser vierrädriges Schätzchen auch noch dem Technologiesprung ausgesetzt. Weil es so ein Herzensspielzeug ist, liegt die Digitalisierungslatte natürlich hoch. Das Ziel ist nichts geringeres als die vollständige Autonomie – zumindest von der Fahrer:in.
Allein GM investiert pro Jahr 1 Millarde $ in diese Entwicklung. Und erhält kräftige Unterstützung aus Japan. Daimler steht kaum nach. Der Global Player investiert jährlich ähnliche Summen. Und das sind nur zwei Player. Viele wollen sich ihren Teil vom Kuchen abschneiden (s. Diagramm).

Entwicklungsplattformen sind vor allem SUVs – wenn schon, denn schon. Sie entsprechen prima dem Bild, mit dem die Marketingabteilungen die digitalisierte Mobilität bewerben: sicher, bequem und natürlich für alle: auch Alte, Kranke & Kinder. Ein erweitertes gemütliches Zuhause in perfektionierter Form.

Tech heiratet Automotive - Netzdiagramm: Darstellung der Nationalitäten der unterschiedlichen AV-Player____by yuyun, form:f - critical design

„Headquarter“, Relationship Diagram by yuyun   CC BY-NC-SA

Tech heiratet Automotive

Dass die Branche diese komplexe Neuentwicklung nicht allein stemmen kann, wundert nicht. Ohnehin hat sie sich zu lange eher defensiv in Sachen Digitalisierung verhalten. Jetzt mutiert sie zum gigantischen Spielplatz der expansionshungrigen Techbranche.
Die hatte sich schon ohne die Tycoone der Bewegung an das Thema autonomes Fahren gewagt. Allerdings musste sie einsehen, dass ihre gängige Lass-mal-einfach-machen-Methode hier nicht funktioniert. Also bündelt man jetzt die Kräfte – international selbstverständlich. Landesgrenzen spielen in diesem Megagame kaum eine Rolle (s. Diagramm). Neben den automotiveabhängigen Branchen, wittern auch andere Morgenluft, z.B. Versicherungen oder Energiekonzerne. Die Vernetzung macht’s möglich. So jedenfalls erzählt es der visionäre Business-Narrativ.

 

*Bloomberg, Feature

Lizenz, Text: CC BY-SA