Connected Mobility: AVs – das Businesscase-Wunder, nur für wen?

Seit ich mich mit autonomen Vehikeln beschäftige, stolpere ich immer wieder über exorbitante Entwicklungssummen, Premium-Kaufpreise und ein komplexes Netz von Akteuren. Passiert gerad ein Businesscase-Wunder? 

AVs - das Businesscase-Wunder // Kollage aus Geldscheinen und Fotos von Menschen by yuyun, form:f - critical design

Artwork: yuyun + images: pngguru.com*   CC BY-NC-SA

Hat die Sache überhaupt noch mit Geld zu tun? Oder sind die Businesscases vom schnöden Mammon schon völlig entkoppelt?

Allein GM und Daimler investieren je ca. 1 Milliarde $ pro Jahr, um AVs zu entwickeln. Uber ist mit 750 Mio. dabei; und der Waymo kostet Alphabet (Google) ca. 1 Mill. $ jährlich. Das Projekt verbucht der Konzern als  „Wette“. Auch VW wettet und setzt dabei Milliarden. Amazing! Leider geben sehr wenige ihre Budgets bekannt. Was die Angaben genau bedeuten, ist ohnehin ohne aufwändige Recherche nicht klar.
Klar ist dagegen, dass Player wie Uber auch nach 10 Jahren nicht profitabel sind. Hailing rechnet sich einfach nicht. Neben verlustproduzierenden Firmen, schießen millionenschwere Startups aus dem Boden.
Zusätzlich sind da noch die Kosten für Lizenzen und Patente und last but not least: die digitale Infrastruktur (Serverzentren, Funknetze, Sensorik etc.). Ob die irgendwo eingerechnet sind, ist unklar.

Dysfunktionale Businessmodelle bei Sharern

Die AV-Konsortien peilen durch die Bank Sharing-Modelle an. Irgendwie müssen die teuren mobilen Roboter ja in den Markt. GM gab an, dass ein fahrer:innenloses Fahrzeug ca. 200.000$ kosten werde, ein vergleichbarer konventioneller Wagen 35.000$. Beeindruckende Summe. Robo-Taxi ist daher Schlachtruf der Branchen. Landauf, landab werden User:innen prophylaktisch auf das Businessmodell gebrieft.

Wie die Ideen zum aktuellen Sharing-Marktgeschehen passen, ist mir ein Rätsel. Der E-Scootermarkt konsolidiert sich, d.h. Player verschwinden vom Markt. Gerade hat Coup (Bosch) aufgegeben. Sharing hat sich quasi noch nie gerechnet. Wichtige Car-Sharer sind dabei, das Handtuch zu schmeißen. Die Car-Sharing-Welle, die seit den ’90ern anscheinend stetig steigt, verebbt gerad – wegen dysfunktionalen Businessmodellen. Und das trotz RFID-Einsatz und digitalisierten Ausleihen via Plattform. Die scheinen ohnehin ein Finanzierungsproblem zu haben, auch in anderen Bereichen funktionieren sie nicht sonderlich, z.B. im Handel.

Vielleicht sind die Robo-Taxis gar nicht für Durchschnittsnutzer:innen gedacht? Vielleicht hat noch niemand so recht über Preise nach sinniert? Oder: vielleicht laufen die Wagen ja stattdessen als Dienstwagen. Dieser Markt ist erstaunlich groß und die User:innen gut betucht.

Arbeitsplatzabbau trotz Rekordgewinnen mit SUVs

Klar ist auch, dass die Automobilindustrie aktuell Arbeitsplätze abbaut. VW stellt demnächst 11.000 Menschen frei. Einstellungen sind extrem rar – wegen des geringerem Bauaufwandes bei Elektromotoren, so der Narrativ und natürlich wegen der Digitalisierung. Und das, trotz Rekordgewinnen und der Aussicht, dass erst mal weiter SUVs gebaut werden. Bei Ford bleiben von 17.000 Angestellten in Dtl. demnächst nur noch 5.400. Auch Dailmer reiht sich in die Reihe ein. Dort entlässt man voraussichtlich ca.15.000 Angestellte.

Wir werden sehen, wohin die Reise geht. Erst mal beobachte ich die Lage weiter.

AVs - das Businesscase-Wunder //stilisierte PKW-Vision by yuyun, form:f - critical design

Artwork: yuyun   CC BY-NC-SA

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Update: 25.Feb.2020