Bauhaus Dessau: Geschichtsvergessenheit?

Das Verhalten der Stiftung Bauhaus Dessau schlägt nach wie vor Wellen

Bauhaus Dessau - Brauhaus oder Krise als Chance? - The artwork shows cutouts of constrution plans from Gropius, Meyer and Van der Rohe + the line: No Nazis No - by form:f

Artwork: yuyun  CC BY-NC-SA

– die Pressesprecherin musste Zwangsurlaub nehmen
– die Gegenseite im Bauhaus Verbund äußert sich deutlich
– und das ZDF hält an seinem Konzert im Bauhaus fest (Tipp: die Exil-Veranstaltung von Feine Sahne Fischfilet rein schneiden) Es stimmt, die Stiftung hat ein Problem mit Rechten. Es ist nicht lustig, Hakenkreuze wegputzen zu müssen. In einem Bundesland, das sich eine Enquete-Kommission gegen Linksextremismus  unter AfD-Leitung leistet, kann so was passieren. Nach Köthen brauchten die Nazis vermutlich ein neues Betätigungsfeld. Ob das Slapstick ist, oder traurig, oder eine Bedrohung für die Demokratie bleibt zu diskutieren. Das ist allerdings eine andere Debatte. Hier geht es um die Haltung der Stiftung Bauhaus Dessau. Auch die ist nur eingeschränkt lustig.

Zur Geschichte: Die Phase Mies Van der Rohe

Nach Hannes Meyer übernahm 1930 Mies Van der Rohe – der anpassungsfähigste von allen. Die Nazis hatten inzwischen im Landtag mächtig dazugewonnen. Dazu kam noch: das Bauhaus fand keinen Rückhalt in der Dessauer Bevölkerung. Mies Van der Rohe stellte das Bauhaus daraufhin noch offensiver als in den 20ern als unpolitisch dar. Er fokussierte Architektur und Wissenschaft. Er wollte alles Soziale und Politische raus halten. Dabei war besonders das Soziale die Schnittmenge der vorangehenden Direktoren.  Mies ging es dagegen darum, das Überleben der Schule zu gewährleisten. In der verbleibenden Zeit änderte er zum Unmut der Studierenden die Satzung, biederte sich quasi bei den Nazi an und hielt sich mit Entwürfen für Junkers über Wasser. Doch selbst das half nichts: Das Bauhaus (und der Industrielle) musste den Nazis weichen.

Analyse

Die Gestaltungsschule hielt dem massiven politischen Druck nicht stand. Sie überließ der Politik das Feld. Weder Politikabstinenz, noch Eingeständnisse gegenüber der NSDAP, noch Abhängigkeit von der Industrie konnte die Institution retten. Diese Wege hat das Bauhaus also schon getestet. Es hat außer einem unheldenhaften Ende nichts erreicht.

Reflexion

Die Schule war nur im politischen Kontext erklärbar. Egal wie unpolitisch sie sein wollte. Sie ging in den Wirren der Zeit unter. Eine ganze Riege hochkarätiger Architekten und Gestalter*innen arbeitete im Ausland weiter und ging Deutschland damit verloren. Das ist traurig, aber immerhin hat das Bauhaus-Archiv schon mal Hausaufgaben gemacht und die Geschichte aufgearbeitet
Bei 23,1% AfD im Landtag und NPD und AfD im Stadtrat ist es für die Stiftung höchste Zeit, Position zu beziehen. Diesmal sollte das Bauhaus Dessau Wege zu finden, nicht unterzugehen.

Gestaltungsfreiheit

Sicher, Claudia Perren ist auf Wunsch der sachsen-anhaltinischen Landesregierung gekommen. Sie sollte die Situation rund um das Bauhaus befrieden. Nur: selbst wenn die Stiftung Landesstiftung ist, sie ist ideell nicht nur dem Bundesland verpflichtet. Leider steht Perren auch im Bauhaus-Verbund-Kontext recht verloren dar. Das ist alles dumm. Trotzdem: es geht es um die Freiheit der Kunst und der Gestaltung. Wenn die Rechten selbst das Erbe des Bauhaus angreifen können, wo soll das enden?

Bauhaus Experiments: NOW!

Jetzt ist das große Maleur passiert. Es bleibt zu hoffen, dass jetzt zumindest der Bauhaus Verbund aufwacht und Politik in sein Programm integriert. Dabei können die beiden besten Eigenschaften des Bauhaus helfen: der Mut zu grundlegenden Veränderungen und aus erfolglosen Umwegen lernen.
Die Offenen Gespräche sind hierbei ein Schritt in die richtige Richtung.

*Bildrechte: umdiewelt.de/bauhaus100.de/junkers.de (Sammlung Erfurth)